Das ist Stirling-Alltag: Teile fertigen, montieren, abdichten, Leistungsmessungen machen, wieder zerlegen und neue Variante einbauen. Jedesmal in der Hoffnung auf ein paar Watt mehr. Jedesmal in der Gewißheit, weitere Erfahrungen gesammelt zu haben.
Aber
– so will man meinen – eigentlich müsste sich ein
Stirlingmotor doch auch berechnen lassen. Schließlich ist er eine
thermodynamische Maschine. Und schon werden mit viel Mathematik die
Gasgesetze
bemüht und Onkel Computer darf im High-Tech-Zeitalter natürlich auch
nicht
fehlen. Ja, es gibt sogar seit einigen Jahren eine deutsche Software
auf dem
Markt (siehe unten). Einfach die Parameter eingeben, auf die
Return-Taste
drücken – und schon ist das Ergebnis da, ja, wenn man will sogar eine
ganze Optimumkurve, einfach fantastisch. Dabei liegen die
Abweichungen der
modernen Programme zur Realität nur noch im Bereich von 5% - wirklich
ein
Fortschritt.
Nur,
wer hat das Geld für das Programm und die Software?
Geht es nicht auch einfacher?
Schon
in den 70-er Jahren gab es eine einfache Formel zur
Leistungsberechnung. Sie enthielt nur drei Parameter und ist daher
leider nicht sehr genau. Hier ist sie in europäische Maßeinheiten
übertragen:
P
= 0,25 x p x V x n
darin:
P (Power)
Leistung in W (Watt)
p
(pressure)
Auflade-Druck in
bar absolut
V
(Volumen)
Hubvolumen Arbeitskolben
in Liter
n
Drehzahl in
U/min
Vater dieser empirischen Formel ist William Beale, Technischer Direktor der Firma Sunpower in den USA.
Beale
hatte seine Formel für Stirlingmotoren aufgestellt, die mit unter 30°C
kaltem
Wasser gekühlt und mit über 600°C heißen Erhitzern geheizt wurden. Das
Temperaturverhältnis (TV) betrug also 873K / 303K = 2,88 bzw. etwas
höher, so
dass wir mit einem TV von 3 im Folgenden ausgehen.
Möchte
man eine Kraft-Wärme-Kopplung realisieren oder sogar mit niedrigeren
Temperaturen am Erhitzer arbeiten, so muss man die obere Formel von
Beale
weiter verändern:
P
=
0,125 x p x V x n x (TV – 1)
TV
= Temperaturverhältnis in Kelvin
Die
Beale-Zahl beträgt bei Einbeziehung des Temperaturverhältnisses den
Wert von
0,125. Dies gilt für Motoren mit einem Phasenwinkel von 90° und einer Drehzahl von über
2000 U/min. Solche
Drehzahlen können nur Helium-Motoren unter Volllast erreichen. Wir
brauchen
also weitere Korrekturfaktoren, um die Leistung eines Stirlingmotors
berechnen
zu können. Diese Korrekturfaktoren sind an die Formel anzuhängen.
P
=
0,125 x p x V x n x (TV - 1) x K1 x K2 Stirlingmotoren
mit diskontinuierlichem Verdrängerhub, die den theoretischen
Stirling-Zyklus
noch besser nachahmen, besitzen generell einen höhere Beale-Zahl,
Ridermotoren
generell eine tiefere. Schließlich
soll gesagt werden, dass es fünf Grenzen für die
Anwendbarkeit
oberstehender Formel gibt: 1.
Der
Stirlingmotor muss ein echter Stirlingmotor sein, also kein Alpha-Typ. 2.
Die
Dichtigkeit am Arbeitskolben muss einigermaßen gewährleistet sein,
notfalls mit
Kolbenringen 3. Öl
zur Schmierung und Dichtung des Kolbens und der Kolbenstange sollte
wenn
überhaupt aus extrem leichtläufigem Öl oder noch besser einem Gemisch
aus Öl
und Petrolium bestehen 4. Die
Regeneration muss nahezu vollständig sein (siehe Seite „Der
Regenerator“) und
5. Die
Formel gilt nur für den aufsteigenden Drehzahl-Ast und das
Leistungsmaximum,
nicht für den hohen Drehzahl-Bereich eines Stirlingmotos Richtung
Leerlauf.
Sicher
ist diese empirische Formel noch nicht der Weisheit letzter Schluß.
Aber bis in
eine Leistungsklasse von einigen Kilowatt hinein sollte sie das zu
Beginn
beschriebene endlose Ausprobieren bei luftgeladenen Motoren ersetzen
können. Wer
jetzt die Formel nach V umstellt, kommt zum Durchmesser und zum Hub des
Arbeitskolbens (eine geringe Kurzhubigkeit ist angebracht: Hub gleich
0,8 des
Durchmessers). Aber wie verhält es sich mit dem Hubvolumen des
Verdrängerkolbens? Die Berechnung dieses Hubvolumens hängt vom
Temperaturverhältnis ab und ist auf dieser Internetseite im Beitrag
„Berechnung
Biomassemotor“ genauer beschrieben.
Software zur
Berechnung von
Stirling- und Ridermotoren: Prosa 3.0 für
2200.Euro + MwSt, sowie Beratung und
Berechnungsdienstleistung bei Prof. Bernd Thomas, Uni-Reutlingen Mail:
Bernd.Thomas@reutlingen-university.de Homepage:
http://userserv.hochschule-reutlingen.de/~thomas/ zurück zum
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