Funktionsweise eines langsam laufenden Stirlingmotors

Strling 1 von 4

 

1)     (zwischen a und b)

     Der Verdrängerkolben bewegt

sich nach unten. An ihm vorbei

strömt die Luft in den heißen

Teil, erwärmt sich dabei und

erzeugt einen höheren Druck

als im Getriebe.

 

Strling 2 von 4

2)     (zwischen b und c)

     Der erhöhte Druck pflanzt sich

im Kaltteil und im Überströmrohr

fort und drückt den Arbeits-

kolben nach rechts: Die Kurbel

wird ein erstes Mal angetrieben.

Dabei sinkt der Druck auf das

Niveau des Getriebedrucks.

 

Strling 3 von 4

3)     (zwischen c und d)

     Der Verdrängerkolben bewegt

sich nach oben. Die heiße Luft

gelangt in den kalten Teil, wobei

sie sich abkühlt und ein Unter-

druck gegenüber dem Getriebe

erzeugt wird.

 

 

Strling 4 von 4

4)     (zwischen d und a)

     Der Unterdruck pflanzt sich im

Überströmrohr fort und saugt

den Arbeitskolben nach links:

Die Kurbel wird ein zweites

Mal angetrieben. Dabei erhöht

sich der Druck wieder auf das

Niveau des Getriebedrucks.

 

 

Ein langsam laufender Stirlingmotor besitzt also innerhalb einer Kurbelumdrehung einen Drucktakt (b nach c) und einen Saugtakt (d nach a). Beide Takte besitzen ein positives Drehmoment. Lediglich kurz vor den Totpunkten wird das Schwungrad benötigt.

Wer mit physikalischen Begriffen und dem pV-Diagramm etwas anfangen kann, dem sei gesagt, dass die oben aufgeführten 4 Phasen folgende Fach-Bezeichnungen tragen:

 

 pV-Diagramm eines langsamlaufenden Stirlingmotors

1)  Isochore Kompression

2)  Isotherme Expansion

3)  Isochore Expansion und

4)    Isotherme Kompression

 

 

Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn die vier Phasen oben gelten wie gesagt nur für langsam laufende Stirlingmotoren, und heutige Stirlingmotoren sind alles andere als langsam.

Nur was heißt langsam? Um diese Frage zu klären, müssen wir etwas tiefer in die Thermodynamik eintauchen.

Isotherme Kompression heißt, dass das tiefe Temperaturniveau des Gases durch eine Kühlung des Kompressionszylinders aufrecht gehalten wird, und zwar über die gesamte Dauer der Kompression hinweg.

Isotheme Expansion heißt, dass das hohe Temperaturniveau des Gases durch eine Erhitzung des Expansionszylinders aufrecht gehalten wird, und zwar über die gesamte Dauer der Expansion hinweg.

Die Frage ist, wie schnell kann ein Gas im Inneren eines Zylinders von außen nachgekühlt bzw. nachgewärmt werden? Tests haben ergeben, dass dies bereits bei 60 Umdrehungen pro Minuten nicht mehr ganz der Fall ist, wenn von einem Liter auf 0,5 Liter komprimiert wird. Bei kleineren Motoren, die von 100 cm³ auf 50 cm³ komprimieren, liegt dieser Punkt bei 100 Umdrehungen pro Minute.

Übergang von Isothermie zu Adiabatik

Komprimiert bzw. expandiert man schneller, so muss man eine Temperatur-Veränderung in Kauf nehmen, die das pV-Diagramm völlig verändern. Ab ca. 400 Umdrehungen pro Minute kann man schon deulich von adiabaten Zustandsänderungen sprechen.

Bereits die Stirlingmotoren das 19.Jahrhunderts liefen in dem Mischbereich. Seit 1937, als Philipps damit begann, die Motoren aufzuladen, gibt es keine Leistungs-Stirlingmotoren mehr mit Drehzahlen unter 600.

Angesichts dieser Tatsache ist es ein Witz, dass im Physikstudium und in der Fachliteratur  der Stirling-Kreisprozess immer noch mit zwei isothermen Zustandsänderungen dargestellt wird.

Man könnte über die Affäre mit einem lächelnden Auge hinwegsehen, wenn es da nicht einen sehr ernsten Aspekt gäbe. Schaut man sich das neue pV-Diagramm mit den Adiabaten genauer an (siehe unten), dann fällt auf, dass die Druckspitze auf der Überdruckseite fast doppelt so hoch ist. Dies bedeutet dann im Mittel, dass die Lagerstellen ca. 60% stärker belastet werden. Jede Mehrbelastung um 10% bewirkt aber bereits eine Lebensdauer-Reduktion um 27%. Bei der Mehrbelastung von 60%  bleiben nur noch 20% der Lebensdauer übrig! Wehe, jemand legt seine Lager nach dem oberen und nicht nach dem unteren pV-Diagramm aus, dessen Firma bzw. Heißgasmotor-Projekt wird scheitern!

Aus diesem Grund ist es dringend notwendig, das pV-Diagramm mit Adiabaten in die Stirling-Fachwelt einzuführen.

Sinnvoll und zweckmäßig scheint es mir dabei, die beiden Adiabaten jeweils noch einmal zu teilen, so dass unser neues pV-Diagramm sechs statt vier Phasen hat. Die Teilung ergibt sich durch den Mitteldruck im Gehäuse. Während bei langsam laufenden Stirlingmotoren die pV-Kurve bei Punkt b und d gleichzeitig auch durch den Mitteldruck geht, fangen bei modernen Stirlingmotoren die isochoren Zustandsänderungen erst deutlich später an. Die adiabaten Zustandsänderung davor rufen ein negatives Drehmoment hervor. Sie bilden im unten abgebildeten pV-Diagramm die Strecken zwischen Punkt a und b und zwischen d und e.

Man nimmt diese negativen Drehmomente bei modernen Stirlingmaschinen in Kauf, weil der Zugewinn an Leistung einfach überwältigend ist. Die hohen Drehzahlen machen diese Leistung möglich, und mit ihnen sehr gute Leistungsgewichte. Das bedeutet, dass die Motoren plötzlich kompakt werden, keine riesigen Gestelle mehr darstellen. Aus den zum Teil hausgroßen Motoren des 19. Jahrhunderts sind handliche Aggregate geworden – ein großer Fortschritt!

Die 6 Phasen eines modernen Stirlingmotors

pV-Diagramm eines normalen Stirlingmotors

 

1) Adiabate Kompression (zwischen a und b) [negatives Drehmoment]

2) Isochore Kompression  (zwischen b und c) [schwaches neg. Drehmoment]

3) Adiabate Expansion  (zwischen c und d)  [positives Drehmoment]

4) Adiabate Expansion (zwischen d und e) [negatives Drehmoment]

5) Isochore Expansion (zwischen e und f) [schwaches negatives Drehmoment]

6) Adiabate Kompression (zwischen f und a) [positives Drehmoment ! ]

 

Funktionsweise eines modernen Stirlingmotors

Strling 1 von 6

 

1)     (zwischen a und b)

     Vom Schwungrad angetrieben komprimiert der Arbeitskolben

das Arbeitsgas. Dadurch wird Wärme frei, die nicht

weggekühlt werden kann, wodurch der  Druck zusätzlich

steigt. Zu Beginn dieser Phase  waren Arbeitsgasdruck

und Getreibedruck gleich, am Ende  liegt der  Arbeitsgas-

druck ca. 40% höher als der Mitteldruck im Getriebe.

 

Strling 2 von 6

2)     (zwischen b und c)

     Der Verdrängerkolben wird durch sein Kurbeltriebwerk nach

unten bewegt. An ihm vorbei strömt das Arbeitsgas in den

heißen Teil, erwärmt sich dabei und erzeugt einen noch

höheren Druck, der nun bei ca. 80% über dem Mitteldruck liegt.

Diese Druckerhöhung pflanzt sich auch durch das

Überströmrohr in den Arbeitszylinder fort.

 

Strling 3 von 6

3)     (zwischen c und d)

     Der Arbeitskolben wird durch den Überdruck in Richtung

Getriebe gedrückt und treibt die Kurbel an. Dabei verliert

das Arbeitsgas seinen hohen Druck und kühlt merklich ab.

Da es nicht schnell genug nachgewärmt werden kann,

senkt die Abkühlung im weiteren Verlaufen den Druck

zusätzlich. Schließlich wird der Mitteldruck erreicht.

 

 

Strling 4 von 6

4)     (zwischen d und e)

     Der Arbeitskolben wird durch das Schwungrad

weiterbewegt. Wie bei einer Vakuumpumpe baut

er nun einen Unterdruck im Arbeitsraum auf.

Dabei kühlt sich das Arbeitsgas noch weiter ab.

Am Ende dieser Phase liegt der Druck bei

ca. 75% des Mitteldrucks im Getriebe.

 

Strling 5 von 6

5)     (zwischen e und f)

     Der Verdrängerkolben wird durch sein Kurbeltriebwerk

nach oben bewegt. An ihm vorbei strömt das

Arbeitsgas in den kalten Teil, kühlt sich dabei ab

und erzeugt einen noch niedrigeren Druck,

der nun bei ca. 60% des Mitteldruckes im Getriebe

liegt.

 

 

Strling 6 von 6

6)     (zwischen f und a)

     Die letzte der sechs Phasen ist eine Unterdruck-Kompression.

Der Unterdruck saugt dabei den Arbeitskolben an.

Er bewegt den Kolben und das Pleuel, so dass die

Kurbel ein zweites Mal angetrieben wird. Dabei nimmt

der Unterdruck ab, bis wieder der Mitteldruck vom Getriebe

erreicht ist und der Zyklus von vorne beginnt.

 

Druckversion


zurück zum Inhaltsverzeichnis (home).